Mogul Sumava Rallye 2005:
Hallo Freunde, hiermit melde mich aus dem tschechischen Winter zurück. Wie im letzten Bericht gemeldet, haben Raimund und ich den zweiten Lauf zum Wintercup in Angriff genommen. Ich hatte von der Sumava rund um Klatovy schon einiges gehört, war aber noch nie dort. Wir haben also am Mittwochmorgen die Prüfungen brav dreimal begonnen zu bereisen, da der Veranstalter ein Trainingslimit und Spikesverbot für die Besichtigung vorgegeben hatte. Ich war nicht wenig überrascht, nicht nur viel Schnee und Eis, sehr selektive Prüfungen, sondern auch tschechische Spitzenpiloten die ungeniert mit schmalen Spikes herumgedriftet sind.

Ein hervorragendes Service des Veranstalters möchte ich nicht unerwähnt lassen, da es sich sehr bewährt hatte. Wir bekamen permanent per SMS vom Veranstalter Informationen über die Passierbarkeit der Strecken und wo es gerade wieder einen Trainingsunfall gegeben hatte und deshalb die Strecke blockiert war. Ich muss allerdings zugeben, dass wesentlich mehr Unfälle auf den Prüfungen durch Anrainer und Schneepflüge verursacht wurden als von Rallyeteilnehmern. Trotzdem war dieses Service hilfreich.

Wir begannen die Rallye am ersten Tag als erstes Auto, da Raimund der einzige FIA B Fahrer am Start war. Da der Lauf auch zur EM zählte, wurden wieder „zwei“ Veranstaltungen durchgeführt. Die A8 mit den WRC’s und Kitcars fuhr vorneweg, 15 Minuten später folgte das Hauptfeld. Die erste Prüfung brachte schon die erste negative Überraschung. Wir pflügten als „Schneepflug“ voraus, die Startnummern hinter uns fanden eine immer freiere Spur vor und nützen diesen Vorteil natürlich clever. Das Schlussstück dieser Prüfung ist sehr finnisch, viele Sprungkuppen auf einer Baumallee, das ganze mit blankem Eis versüßt. Da wir im Unterschied zu den Einheimischen hier das erste Mal fuhren, ließen wir es noch etwas vorsichtiger angehen. Diese Kombination aus Schneepflug im engen ersten Teil und Vorsicht im zweiten ergab gleich mal einen 20. Platz. Im zweiten Antreten auf dieser Prüfung am Samstagmorgen hatten wir ebenfalls eine freiere Spur und Streckenkenntnis, dies endete gleich mit Platz 3, aber soweit sind wir ja noch nicht.

Wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen und akzeptierten die Rolle als Schneepflug im ersten Umlauf. Der Rundkurs bei Klatovy war von der Straßenmeisterei ordentlich mit Salz bearbeitet worden, womit dies die einzige Prüfung mit Spikeverbot wurde. Dieser Rundkurs mit drei Runden ist eher eine „deutsche“ Sonderprüfung, mit jeder Menge Schikanen und Abzweigen. Wir verloren alleine in diesen beiden Durchgängen über 40 Sekunden. Aber auch das ist leicht erklärbar, die WRC’s haben uns mit ihren Beschleunigungsorgien ordentlich eine übergebraten, bei jedem Abzweig und bei jeder Schikane liegt eine Sekunde.

Am Abend, als wir im Umlauf zwei auf den anderen Prüfungen ebenfalls die frei gefahrene Spur hatten, sah die Sache gleich anders aus. Wir fuhren permanent Zeiten unter den Besten drei bzw. Bestzeiten und arbeiteten uns dadurch auf Platz 6 im Gesamt vor. Zwei der Herren die vor uns waren, sollten trotzdem am nächsten Tag wieder den Vorteil haben, dass sie im zweiten Feld auf freierer Strecke fahren können. Aber wir hatten wenigstens nun auch ein paar Schneepflüge vor uns. Der erste Umlauf am Samstag hatte auf den Prüfungen noch eine ziemlich geschlossene Schneedecke, da macht das Fahren richtig Spaß, ich denke die Monte und die Schwedenrallye wären glücklich über soviel Schnee gewesen. Im zweiten Umlauf ist der Schnee leider überraschend schnell gebrochen und die sehr selektiven Prüfungen rund um Vimberg präsentierten sich in sehr unterschiedlichem Zustand. Mal Matsch, dann wieder eine freie Spur, dann wieder blankes Eis, dann wieder teilweise nasser Schnee, alles in ziemlich willkürlichem Kunterbunt.

Die Prüfungen waren zum Teil wirklich sauschnell, wir sind auf engen kupierten Sträßchen mit bis zu 190 dahin geschlittert, dann gab es wieder sehr enge winkelige einspurige Strassen, aber sicherheitshalber IMMER links und rechts ordentliche Straßengräben. In denen konnte man(n) problemlos ein ganzes Auto versenken, dies hat Emil Triner auch eindrucksvoll bewiesen. Wie ich schon erwähnt habe, sind wir nur dreimal über die Strecke gerollt, viele der Prüfungen sehen sehr ähnlich aus. Das bedeutete, dass wir absolut auf Schrieb fahren mussten, ich konnte mich an die Prüfungen teilweise überhaupt nicht erinnern. Ich habe einen Abzweig vorgelesen und – Überraschung – da kommt ein Abzweig. Wenn ich den Schrieb nicht selbst geschrieben hätte, hätte ich teilweise geglaubt, dass ich hier zum ersten Mal in meinem Leben bin. Was ich außerordentlich toll fand, unsere Red Bull Junioren haben sich sehr wacker geschlagen. Andreas Aigner hat vor einem Jahr noch nicht mal gewusst, was ein Aufschrieb ist, jetzt fährt er absolut auf Schrieb und „haut“ dabei so manchem Einheimischen eine aufs Haupt. Das ist für die zukünftigen WM-Läufe eine wichtige Sache, den Weg den Armin Schwarz und Raimund hier mit den jungen Burschen eingeschlagen haben ist sehr viel versprechend. Im Ziel angekommen hatte unser Auto keinen Kratzer, na ja das ist vielleicht übertrieben, die rechte hintere Stossstange hatte eine Kratzspur von einem Eisblock, schließlich kann man wegen so was doch keinen Drift abbrechen *smile*.

Alles in Allem hat es wieder unglaublich viel Spaß gemacht, der vierte Platz geht absolut in Ordnung. Ich freue mich daher schon auf die nächste Rallye und hoffe Euch dort recht zahlreich anzutreffen.

Bis dahin bleibt uns gewogen und keep on drifting. Euer Thomas