1986 - 1997 "Mittelalter" oder "wie ging's dann weiter?" oder "'s macht eigentlich Spaß" | |
Für höhere Auflösung auf die Bilder klicken. Text: Thomas Zeltner |
1986,
eine neue Ära beginnt. Georg Fischer, einer unserer stärksten Konkurrenten
aus dem Vorjahr bekam Mitte der Saison ein Angebot von der MIG Linz. Gleichzeitig
sollte sein lang-jähriger Copilot Michi Weinzierl seine Karriere beenden.
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Wir begannen noch mit dem
„alten“ Audi 80, da das Coupe noch nicht fertig war. Die Jänner-Rallye
war ein Einstand nach Maß. Mein erster Gesamtsieg bei einem Europa-meisterschaftslauf!
Wir harmonierten auf Anhieb und es sollte der Beginn einer großen Freundschaft
werden.
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Lavanttal Rallye 1986: endlich
ist das neue Auto da, das Audi Coupe quattro der MIG Linz wurde von
Rolf Schmidt gebaut. Wir waren happy, da dieses Auto in der Gruppe A
sehr konkurrenz-fähig war. Außerdem führten wir in der Staatsmeisterschaft
vor unseren Teamkollegen Wiedner/Zehetner, obwohl die mit einem Gruppe
B Urquattro von der MIG Linz unterwegs waren. Auch in bei der Lavanttal
reichte es problemlos zu einem Gruppe A Sieg. Wir wurden in diesem Jahr
auf Anhieb Staatsmeister (für mich war es der erste, für Georg der zweite Titel)
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Bereits in Admont war der
Titel fixiert, bei der darauf folgenden Semperitrallye ließen wir es
noch mal richtig krachen. Wie Ihr aus den nachfolgenden Bildern sehen
könnt, im wahrsten Sine des Wortes
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Im Bild 3 seht Ihr im Hintergrund
einen staunenden Andy Karasek (mit Sonnenbrille), der sich als Fahrer
später auch einen Namen gemacht hat. Die Bilderserie wurde übrigens
von Fred Winklhofer aus Bayern gemacht, der Bursche fährt jetzt als
Teamkollege (Copilot von Chris Marti) im Gassner-Team. So klein ist
die Welt.
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1987,
als regierende Staatsmeister muss natürlich eine Autogramm-karte her,
hier seht ihr das Ergebnis. Auch in diesem Jahr sollten wir mit dem
Coupe antreten und nach Möglichkeit unseren Staatsmeister-titel verteidigen.
Außerdem war uns von der Teamleitung angeboten worden, einen WM-Lauf
zu bestreiten. Unten links seht Ihr uns in der Küche von Georg, bei
der Vorbereitung zum ersten WM-Lauf 1987.
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Eva,
die Gattin von Georg |
Varta Rallye 1987 in Kärnten.
Linkes Bild: Hätten Sie ihn erkannt? Unser Chefmechaniker Rolf Schmidt
(allerdings ein paar Tage jünger). Rechtes Bild: Mein damaliger Fahrer
Georg Fischer im Gespräch mit meinem der-zeitigen Fahrer Ruben Zeltner,
ja
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Pressekonferenz nach der Semperitrallye
1987. Die Sieger Jorge Recalde mit del Buono aus Argentienien zu unserer
linken. Die ersten fünf Autos im Gesamtklassement kamen alle von Rolf
Schmidt. Wir wurden zwar mit kaputter Kopfdichtung "nur" vierte,
sind aber das ZWEITE MAL in Folge STAATSMEISTER. Was für eine Saison,
die Siegerehrung wurde so exzessiv, dass Gott sei Dank alle Bilder vernichtet
wurden. Glaubt mir, Ihr hättet sie nicht sehen wollen. Smile
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OSK Staatsmeisterschaftsehrung
1987. Verleihung der Staatsmeisterschaftsurkunde 1987 durch Dieter Hinteregger.
Ja genau dieser Dieter Hinteregger, da könnt Ihr mal sehen wie lange
er schon Vorsitzender des Rallyekollegiums ist. Er war es auch, der
mich später überreden sollte, die Sportkommissärsprüfung abzulegen und
einige Jahre als permanenter Sportkommissär und Observer für die Staatsmeisterschaft
zur Verfügung zu stehen. Dasselbe Kunststück ist ihm dankeswerter Weise
auch mit Heribert Werginz als Cheftechniker der OSK geglückt, dadurch
hat sich die Sicherheit der Autos in Österreich über die Jahre deutlich
verbessert!
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Auch 1988
sollten wir wieder in Portugal antreten. Hier unsere Identitätskarte
von der Portugal Rallye 1988. Viel war neu im Jahr 1988: Neue Teamkollegen
in der MIG Linz: Ernst Harrach und Harald Reitler, neue Trainingsautos,
neues Wettbewerbsauto AUDI 200 quattro.. Damals war auch noch vieles
anders in der Rallye-WM. Das Training war nicht limitiert, die Werksteams
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Wochen vorher mit dem „fröhlichen
Blasen“, nahezu im Wettbewerbstempo, natürlich mit identen Rallyeautos
wie im Wettbewerb. In Portugal begannen die Fans daher bereits eine
Woche vor der Rallye mit dem Zusehen. Hier wurden wir mitten in einer
Prüfung zum Mittagessen eingeladen. Die Rallye selbst sollte nicht so
erfolgreich verlaufen, beide MIG-Quattros verloren im Verlauf der Veranstaltung
unfreiwillig das eine oder andere Rad. Zur Krönung von allem wurden
auch noch beide Hänger gestohlen. Das war’s dann also
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Lavanttalrallye 1988, der erste Lauf in Österreich. Es
gab neue Gegner in der heimischen Meisterschaft. Wilfried Wiedner unser
bisheriger Teamkollege ist zu Mazda gewechselt und hat auch einen neuen
Beifahrer: Ruben will mir an's Leder
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1988 durften wir nicht nur
einen WM Lauf fahren. Der nächste Lauf sollte im Staate Washington
nahe der kanadischen Grenze stattfinden. Die Olympus Rallye endete
mit einem 4. Gesamt, direkt hinter den Werks-Lancias. Von dort wurde
unser Gerät direkt nach Argentinien verschifft. Höher dürften unsere
Servicebusse nicht sein, so passen sie genau in die seewasserfesten
Container. Leider streikten die argentinischen Hafenlotsen. Das Rallye-Auto
wurde aber Gott sei Dank geflogen.
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Somit starteten wir mit einem
geliehen Satz Schotterreifen in Buenos Aires. Unsere Mechaniker mieteten
einen kleinen VW, kauften ein paar Benzinkanister und machten sich an
die Verfolgung. Wir waren nicht die einzigen Österreicher in Argentinien.
Hier seht Ihr uns mit unseren "Gegnern" Rudi Stohl und Ernst
Rohringer vor dem Start, auch Franz Wittmann und Jörg Pattermann waren
vor Ort. Schon in der zweiten Prüfung merkten wir, dass der
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Wir wollten wenigstens als
schnellste Österreicher ausfallen. Dies endete in einem kapitalen Überschlag.
Aber wie sagte Georg immer; „wer sich nicht einmal pro Jahr überschlägt,
der fährt nicht schnell genug“. Der anschließende Urlaub in Rio wurde
somit ungeplant drei Tage länger, das tröstete uns ein wenig über den
Ausfall hinweg.
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Links:
Semperit Rallye 1988, das Jahr geht zu Ende. Rechts seht Ihr ein Foto
von der MIG-Weihnachts-feier. Hättet Ihr alle erkannt? Von links: Harald
Reitler, Ernst Harrach, Thomas Zeltner, Richard Mieling (Porsche Austria),
Franz Filzmoser, Georg Fischer, Raimund (Mundl)
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Ja, all diese Herren fuhren
in diesem Jahr für die MIG Linz. Lang, lang ist’s her, dass sich der
Importeur so stark in der österreichischen Rallyeszene engagierte. Ich
persönlich finde es schade, aber that’s life.
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1989,
ein neues Spiel, ein neues Glück. Wie schon in den Vorjahren zog es
uns unwiderstehlich nach Portugal. Ruben hatte einen neuen Fahrer: Mundl
Baumschlager und sie fuhren auf Golf GTI auch in Portugal. Natürlich
trafen wir uns am Abend nach dem Training manchmal zum Essen.
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Unsere österreichischen
"Gegner" animierten Peter Klein zu einem Fernsehbericht "Bruderkampf
im Hause Zeltner". Wir nahmen die Sache auch echt ernst, unsere Mechaniker
überprüften mit der Stoppuhr wie schnell wir in voller |
Auch in Portugal gab es
österreichische Fans (siehe vorne rechts) die uns anfeuerten. Servicezonen
gab's allerdings noch nicht! So
wurde damals am Strassenrand in den Bergen Service gemacht. Ein Feuerchen
zum Aufwärmen für die Mechaniker. Im Hintergrund das Lancia Werksservice
Team.
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Man beachte im Hintergrund
die paar Zuschauer (normal in Portugal). Offizieller neuer Weitsprungrekord
in Fafe Lameirinha (vom Veranstalter gemessen). Eurosport sendete uns
permanent (mitsamt der sich überschlagenden Stimme des Kommentators).
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Zieleinlauf. 4. GESAMT beim
WM-Lauf! Nur die Werksautos von Lancia sind vor uns, alle anderen Werksteams
haben wir geschlagen HURRA, mein bisher größter internationaler Erfolg!
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Natürlich traten wir auch
hin und wieder in Österreich an, hier bei der Admont Rallye. Wir fuhren
uns den Ar... ab, Wittmann im Lancia ist nicht leicht zu biegen. Gernot
Neumayer fotografierte uns im Ziel einer Bergabsonderprüfung mit Bestzeit.
Uns läuft das Adrenalin bei den Augen raus.
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(normal is des nimma, oba
anders g’winnen wir nie, jetzt fohr ma a scho voll durch’n Bach, aber
da Schwager is no immer vurn). Dazu muss der geneigte Leser wissen,
dass Franz Wittmann der Schwager von Georg Fischer ist. Georg hat Eva,
die Schwester von Franz geheiratet. Der „Familienkampf“ war immer noch
das zusätzliche Sahnehäubchen on top. Wir hatten unheimlichen Spaß wenn
wir Franz ein’s auf einer Prüfung auswischen konnten und umgekehrt.
Mir fehlt das ein wenig in der heutigen Zeit, aber was kann man machen.
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Neue Autogrammkarten durften
auch nicht fehlen, schließlich sollten 1989 noch zwei große internationale
Veranstaltungen bestritten werden. Als gutes Omen nahmen wir ein Foto
von unserem Weitsprungrekord aus Fafe. Wir hatten aus dem Vorjahr noch
eine Rechnung mit Argentinien offen, nach dem Überschlag wollten wir
dort
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Motorblock
geliefert worden war. Ob das
bloß gut geht? Nach kurzer Diskussion wurde entschieden, „Aufgeben
tut man nur eine Brief!“ Gut, dass wir gestartet sind, das war der
Hammer. Hey,trotz Riss im Motorblock wurden wir wieder 4. GESAMT (wieder
hinter den drei Werksautos von Lancia), das war das zweite Mal in
Folge in diesem Jahr. Schaut Euch bloß die Marlboro-Mädels an, die
im Ziel gewartet haben, davon gibt's hier jede Menge!!
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Vor der Abreise zur Himalaja
Rallye fuhren wir noch kurz bei der Semperit Rallye vorbei, wo wir noch
ein wenig mit Armin Schwarz plaudern konnten. Armin war ein „Gegner“,
der ebenfalls auf einem Coupe und auf Audi 200 fuhr. Kurz danach sollte
er Werksfahrer bei Toyota werden.
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10. internationale Himalaya
Rallye. Für uns eine exotische Veranstaltung, die aber zur Asia/Pacific
Championship zählt. Der Linksverkehr in New Dehli war gewöhnungsbedürftig,
aber es gab interessante Ausblicke aus dem Rallyeauto (siehe nächste
Bilder)
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Die dreirädrigen Rikschas
im fließenden Verkehr matchten sich mit uns, einer hat sich vor uns
fast überschlagen, wir amüsierten uns köstlich. Aber auch der Ausblick
aus dem Auto neben den Strassen war beeindruckend.
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Im Himalaya angekommen, bewegten
wir uns permanent über 3.000 Meter See-höhe, natürlich mit dem Auto.
Die Straßen waren extrem kurvig, der Schotter brutal. Da uns das Benzin
ausging (Verbrauch über 90 Liter pro 100 km) erreichten wir „nur“ einen
guten zweiten Platz. Rechts
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1990, oder im Westen nichts Neues. Wir fuhren im selben Auto auch in der Saison
1990 für die MIG. Wir sollten dieses Jahr wieder um den Staatsmeistertitel
kämpfen und in der WM kürzer treten. Ruben fuhr in diesem Jahr wieder
mit Raimund
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Wie „alle Jahre wieder“
fuhren wir zu unserer Lieblingsrallye nach Portugal um eventuell den
Weitsprungrekord in Fafe zu verbessern. Wie man sieht sind schon wieder
„ein paar“ Zuschauer mehr bei der Portugal Rallye. Leider sahen wir
in diesem Jahr nicht das Ziel,
da wir uns im Nebel nach toller Fahrt an einem Stein die Hinterachse
ausmontierten.
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Wie schon erwähnt, hatte
dieses Jahr die österreichische Meisterschaft Priorität. LINKS: Barum
Rallye. Prominenter Besuch bei dem österreichischen Meisterschaftslauf
in Gottwaldov. Rudi Nierlich der berühmte und leider früh verstorbene
Schifahrer hat sich zu uns gesellt. RECHTS: Saturnus Rallye 1990 Unser
letzter Gesamtsieg mit dem Audi 200 quattro.
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RECHTS: Trotz heftigstem Bemühen
unsererseits wurden wir beim Rallye Sprint nur zweite, der Hausherr
gewann mit „Einsatz aller Mittel“. Das war am Ende auch ausschlaggebend
für die Meisterschaft. Wir wurden nur Vize-
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1991
zeichnete sich schon zu Saisonbeginn
ab, dass ich aus beruflichen Gründen wohl meinen Helm an den Nagel
hängen muss. Wir fuhren in diesem Jahr noch einen WM-Lauf, die 1000
Seen in Finnland. Es hat unbändigen Spaß gemacht. Das Ergebnis war
allerdings auf dem Papier nicht so gut, wie wir es empfanden. Trotz
Platz 21 waren wir im Ziel näher am Gesamtsieger als je zuvor. Das
Bild rechts zeigt die Semperit Rallye und das Ende einer langen und
erfolgreichen Partnerschaft mit Georg.Fischer und der MIG Linz. Wir
hängten unseren Helm an den Nagel und gaben unseren Rücktritt bekannt.
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1993:
Ruben hatte eine Idee und setzte diese großartig um. Ein Rallyeseminar
für Fahrer, Beifahrer und Serviceleute über drei Tage. Asphalt und Schotter,
Theorie und Praxis, mit den besten Instruktoren. Ganz rechts seht Ihr
die prominent besetzte Instruktorenrunde. Unten links: erkennt Ihr meinen
Partner auf der Schulungs-Sonderprüfung? In der Mitte vielleicht leichter?
Walter Röhrl gabt den Teilnehmern nicht nur per Funk wertvolle Tipps.
Im Bild rechts ein Teil der Instruktoren in der Garage von Ernst Harrach
auf dem Käshof mit Teilnehmern
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Semperit Rallye 1993, Ich
hatte das Vergnügen einen prominenten Ex-Motorradrennfahrer in die
Schönheit des Rallyesports einzuweihen. Gustl Auinger ist ausgesprochen
talentiert und gewöhnte sich rasch an sein neues Arbeitsgerät von
Stengg Motosport, er hörte auch brav auf die ungewohnten Ansagen seines
Beifahrers.
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1998:
Nachdem ich einige Jahre „nur“ als Sportkommissär dem Rallyesport
verbunden war, kam im Frühsommer des Jahres 1998 ein überraschender
Anruf. Achim Mörtl suchte einen Co für die Saturnusrallye. Ein echtes
Subaru WRC von Prodrive, klar sagte ich sofort zu. In Führung liegend
war leider ein Baumstumpf im Gras versteckt. Das Auto hatte ganz schön
gelitten, aber es war toll und hatte bis dahin unglaublichen Spaß
gemacht.
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