Castrol Rallye 2004:
zurück
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Ich möchte Euch von einer der verrücktesten Rallyes meiner gesamten Karriere berichten.
Wie bereits erwähnt stand die Castrol auf unserem Programm, das Hotel Mama wartete (unsere Mutter lebt in St. Veit und freut sich jedes Mal, uns zu beherbergen), auch wenn die Veranstaltung von St. Veit nach Althofen übersiedelt ist. Für Ruben und mich ist das immer gleichzeitig eine Woche Urlaub zuhause, dementsprechend hielten wir uns beim Besichtigen eher zurück und saßen täglich bereits ab 16.00 Uhr zuhause bei Kaffee und Kuchen.

Alle Jahre wieder spielt der Wettergott pünktlich zum Start verrückt, warum sollte es dieses Jahr anders sein. Der Veranstalter zeigte sich sehr flexibel und erlaubte aus Sicherheitsgründen einen Reifenwechsel. Wir standen also in Straßburg vor dem Start auf einer Tankstelle und grübelten, welche Reifen wir wählen sollten. Plötzlich eilte uns die Tankwartin, eine Einheimische zur Seite und "unterstützte" uns bei der Entscheidung. "Wonns durt hell is', dann kummt ka Regn, der bleibt in Gurk". Alles klar. Slicks drauf und zum Start. Als wir vier Minuten später zum Start kamen, fluchte Ruben bereits wie ein Pferdedroschker, da die ersten dicken Tropfen vom Himmel fielen. Bis zum endgültigen Start hatte der Himmel alle Schleusen geöffnet und Ruben prophezeite bereits eine Minute Zeitverlust, da alle anderen offensichtlich keine "guten Ratschläge von Einheimischen" erhalten und deswegen Regenreifen aufgezogen hatten. Da seine Erklärungen mit "schönen Worten" garniert waren, habe ich es vorgezogen, die Inboard-Kamera nicht einzuschalten.

Er sollte leider Recht behalten, wir rutschen fürchterlich herum und hatten uns nach der ersten Prüfung bereits mehr als eine Minute eingefangen. Ruben schaute nach zwei Dritteln der Prüfung permanent in den Rücksiegel um dem heraneilenden Andy Waldherr Platz zu machen, allein dieser hatte einen Reifenschaden und rutschte dann von der Strecke um mit dem Baum, den Hermann Gassner schon vor zwei Jahren "umarmt" hat, Bekanntschaft zu machen. Vor dem Start zur zweiten Prüfung war klar, diese Rallye ist gelaufen, jetzt können wir nur noch "just for fun" etwas für die Fans tun. Wir lagen auf dem hervorragenden 18. Platz, der Rückstand ist uneinholbar. Na ja, also Regenreifen drauf und versuchen, so gut es geht zu fahren.

Im Ziel waren wir beide überrascht, dass wir eine überlegene Bestzeit erzielt hatten, lediglich Manfred Stohl konnte halbwegs mit uns mithalten, hatte aber auch über 12 Sekunden Rückstand. Auf der nächsten Prüfung fuhren wir dieselben Regenreifen, es reichte wieder locker für Platz 2, ok so könnte doch noch eine halbwegs passable Platzierung rauskommen. Inzwischen hatte es zu regnen aufgehört, da wir nur 4 Stück Regenreifen hatten, war die Devise "Reifen sparen". Also montierten wir wieder Slicks, natürlich begann es wieder pünktlich zum Start zu regnen. In der dritten Kurve war bereits klar, wieder ein Griff in's Braune. Wir mühten uns redlich, was mit einem Abflug in die Botanik endete. Also Motor wieder anstarten, einen Weg zurück pflügen und den Rest vorsichtig absolvieren. Die rund 40 Sekunden Zeitverlust sind eh schon wurst. Somit beendeten wir Tag eins auf dem 7. Platz Gesamt und bissen uns vor Frust fast in den Hintern.

Der zweite Tag begann für uns äußerst erfreulich, auf der Zeltschach-Sonderprüfung sollte lediglich Manfred Stohl schneller sein, Beppo Harrach verlor über 12 Sekunden auf uns. Die nächste Prüfung war unsere "Lieblings-Sonderprüfung" Rundkurs Althofen, auf der hatten wir in der Vergangenheit schon alles bis auf einen Looping erlebt. Also diesmal entsprechend vorsichtig, im Ziel wurde uns trotzdem eine dritte Gesamtzeit in die Startkarte eingetragen. Wir waren somit 6. Gesamt, da Raimund Baumschlager mit einem nicht wirklich gut laufenden Auto keine Parole mehr bieten konnte. Auf Zeltschach wieder zweiter hinter Manfred und dann konnten wir mit dem Rundkurs Althofen auch Frieden schließen, da uns eine Gesamtbestzeit eingetragen wurde.

Da es so schön war, sind wir nach der Mittagspause in die Gegenrichtung auch gleich wieder Bestzeit gefahren. Danach war die Königssonderprüfung Glantschach mit einer Länge von über 30 Kilometern auf dem Programm. Diese Sonderprüfung lieben wir besonders, gemischt Asphalt und Schotter und von beiden Sorten sowohl schnelle wie auch enge langsame Passagen. Selbstverständlich begann es pünktlich zum Start wieder zu regnen, wir wussten dass wir als siebentes Auto bereits mehr Wasser als die vor uns gestartet Konkurrenten haben werden. Entsprechend hielt Ruben hin, ich muss zugeben, ich bin das eine oder andere Mal ordentlich zusammengezuckt. Speziell kurz vor dem Ziel beim Übergang von Schotter auf Asphalt haben mich im ausgedrehten fünften Gang im Drift einige Bäume freundlich angelächelt.

Ernst Harrach, der Vater von Beppo, war dort ebenso zuschauen wie Hans Danzinger, der Vater von Hannes. Beide haben uns nach der Veranstaltung angesprochen und uns erklärt, dass wir wohl nicht richtig ticken. Der Teufelsritt zahlte sich aus. Kramer war wegen Technik ausgefallen und Martin Zellhofer konnten wir damit überholen. Somit lagen wir überraschend auf dem dritten Gesamtrang. Das hatten wir eigentlich nach dem verpatzten Freitag nicht mehr erwartet. Wir wollten den dritten Platz absichern und wussten dass Martin Zellhofer beim zweiten Mal Glantschach sicher auch nicht schlafen würde, die Zeitdifferenz betrug ja keine sechs Sekunden. Diesmal hatten wir die richtigen Reifen montiert, Ruben langte nochmals ordentlich hin, das war die nächste Bestzeit. Somit fuhren wir die meisten Bestzeiten im ganzen Feld und waren am Samstag auch das schnellste Team. Wir holten auf den Gesamtsieger Beppo Harrach insgesamt fast 20 Sekunden auf und hatten am Ende keine 42 Sekunden Rückstand mehr. Mit diesem Saisonabschluß bin ich sehr zufrieden und freue mich bereits auf das nächste Jahr.

Ruben fährt heuer noch drei Läufe in Deutschland mit seiner Ehefrau Petra, ich denke er wird Euch auch davon berichten.

Also keep on drifting und bleibt uns gewogen…
Euer Thomas